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Montag, 5. Oktober 2015

Der äußere Schein

Tägliche Meditationen - 14. Oktober 2015

Mittwoch der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Kallixtus I. Papst
Hl. Burkhard OSB, Bischof
Hl. Alan, Bischof

Marita Grötsch

Lk 11,42-46
In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.

Einführendes Gebet: Herr, alles Gute, was ich tue, hat keinen Wert vor dir, wenn es nicht dein Erkennungszeichen trägt, die Liebe. Lass meine Nächsten in dem, was ich tue, dich und deine Liebe erkennen.

Bitte: Herr, lass mich mit deiner Liebe lieben und alles aus Liebe zu dir tun.

1. Das Erkennungszeichen. Die Pharisäer taten mehr, als das Gesetz vorschrieb. Sie gaben sogar den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel. Der Zehnte stand den Priestern und Leviten, den Tempeldienern, Waisen Witwen, Armen und Fremden zu. Das war doch eigentlich großzügig von den Pharisäern, sie gingen über das Geforderte hinaus. Aber ihre Absicht stimmte nicht. Sie wollten gut dastehen, waren nur auf den äußeren Schein bedacht. Es fehlten die inneren Zutaten, die Gottesliebe und die Gerechtigkeit. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35). Das Erkennungszeichen der Christen ist die Liebe. Wenn sie fehlt, fehlt das Wesentliche, die Seele. Alles, was wir aus Liebe zum Nächsten tun, haben wir auch für Gott getan. Gott macht es uns sehr einfach, ihn zu lieben, denn er steht uns in jedem Menschen gegenüber.

2. Pharisäertum.  Jesus vergleicht die Pharisäer mit Gräbern, die man nicht mehr sieht. Das war ein ungeheuerlicher Vorwurf an die Pharisäer. Gräber galten bei den Juden als in höchstem Maße kultisch unrein. Man musste sie strengstens meiden. Sie wurden weiß angestrichen, damit man sie sofort sah. War ein Grab nicht mehr als solches erkennbar, stellte es eine große Gefahr da, sich unrein zu machen. Bei den Pharisäern klafften Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander, was ihnen aber scheinbar nicht bewusst war. Sie täuschten sich selbst und grenzten Menschen aus, die ihrer Meinung nach unrein waren. Jesus versucht, sie mit harten Worten aufzurütteln, damit sie ihre Gesinnung ändern. Gibt es in meinem Leben Pharisäertum? Wo grenze ich Menschen aus? Wo geht es mir nur um Äußeres, um Leistung, um Erfolg und nicht um den Menschen, um Nächstenliebe und die Liebe zu Gott?

3. „Weh euch!“ Jesus tadelt die Unbarmherzigkeit der Gesetzeslehrer. Sie bürdeten den Menschen Gebote und Satzungen auf und forderten rigoros deren Einhaltung ein, ohne Rücksicht auf den einzelnen Menschen und auf die Lebensumstände. Sie bereicherten sich selbst an den Opfergaben, die für den Tempel bestimmt waren. „Ihr selbst rührt keinen Finger.“ Die Pharisäer haben eingefordert und zugeschaut, ohne selbst anzupacken und zu helfen. Es fällt uns nicht schwer, die Pharisäer zu verurteilen. Aber sind wir nicht auch manchmal wie die Pharisäer? Wir leben alle im Überfluss, so brauchen wir keine mildtätigen Gaben. Aber wo schaue ich zu, ohne zu helfen? Sehe ich die Bürde meiner Mitmenschen? Wie reagiere ich, wenn ich von den vielen Flüchtlingen höre? Hoffe ich, dass nicht zu viele in meine Stadt, in mein Dorf kommen? Sind mir die Menschen, die besondere Lasten tragen, egal? „Der Größte von euch soll euer Diener sein.“ (Mt 23,11)

Gespräch mit Christus: Herr, du weißt, was du mir zumuten kannst und überforderst mich nie, auch wenn ich das manchmal erst später einsehe. Lass mich erkennen, wenn ich jemanden überfordere oder ungerecht bin.

Möglicher Vorsatz: Ich will heute darüber nachdenken, wer mein Nächster ist, dem ich eine Last abnehmen kann.

Additional Info

  • Untertitel:

    Tägliche Meditationen - 14. Oktober 2015

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