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Dienstag, 1. September 2015

Er nahm ihn beiseite

Tägliche Meditationen - 6. September 2015

Dreiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Magnus, Apostel des Allgäus

Dr. Dorit Wilke-Lopez, Regnum Christi

Mk 7,31-37
In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Einführendes Gebet: Herr, danke für dein Wort. Ich möchte es in der kommenden Woche immer wieder lesen wie einen Liebesbrief, den du jeden Tag an mich ganz persönlich schreibst. Du hast vor aller Zeit gewusst, dass ich heute diesen Abschnitt deines Evangeliums lesen würde. Lass mich verstehen, was du mir heute sagen willst. Heiliger Geist, erfülle mich jetzt mit deiner Kraft und deinem Licht und lass das Wort Gottes tief in meine Seele eindringen und sich dort mit meinem ganzen Wesen verbinden.

Bitte: Herr, lass mich ein Hörender, eine Hörende werden.

1. Eingeschlossen. Der Taubstumme lebt eingeschlossen in seiner eigenen Welt. Er kann andere nicht verstehen und sich selber nicht so mitteilen, dass er verstanden wird. So ist er einsam und hat sich vielleicht längst in sich selbst zurückgezogen in dem Gefühl: keiner liebt mich, keiner versteht mich. Ich bin nicht liebenswert. Mir geht es manchmal auch so. Ich verschließe mich vor den anderen und vor Gott. Ich höre nicht zu, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin, weil ich zu viel zu tun habe. Meine Dinge sind dann die wichtigsten der Welt und ich werde taub für alles andere und unfähig von meinen Plänen abzuweichen. Ich kann dann nicht mehr zuhören. Jedem guten Gespräch, jedem guten Austausch geht aber die Fähigkeit des guten Zuhörens voraus. Wenn ich das nicht kann, kann ich auch nicht richtig zu dem anderen sprechen. Das gilt für jede Beziehung, die gut sein soll: zu den Menschen, die mir begegnen, aber auch zu Gott.

2. Beiseite gehen. Jesus wird gebeten, den Taubstummen zu berühren. Er durchbricht den Panzer der Isolation des Kranken. Wie macht er das? Er nimmt ihn beiseite, von der Menge weg. Wenn ich jemanden berühren will, muss ich mich dieser Person ungeteilt zuwenden, ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. „Quality time“ sozusagen. Wie schwer ist das manchmal! Wie oft habe ich, wenn jemand etwas von mir braucht und will, eben noch meine eigenen Dinge im Kopf, von denen ich nur schwer abschalten kann. Es ist dann hilfreich, wenn man sich miteinander ein wenig vom Alltag entfernt und nicht zwischen Tür und Angel miteinander spricht. Auch mit mir will Jesus beiseite gehen und mir seine Exklusivzeit widmen. Gehe ich darauf ein? Ich kann dabei nur gewinnen: die Berührung des Allerhöchsten! Um berührt zu werden, braucht es Zeit und Raum, Frei-Räume. Manchmal muss ich mir diese Zeit regelrecht frei-räumen zwischen Arbeit, Telefon, Internet, sozialen Netzwerken, Werbung, Hobbies und häuslichen Pflichten. Die erste Voraussetzung für liebende Berührung ist Zeit. Ich muss mir das immer wieder klar machen, um die Prioritäten richtig zu setzen.

3. Intime Nähe. In dieser Szene, von der uns Markus berichtet, wendet sich der Mensch gewordene Gott sehr körperlich einem Menschen in Not zu. Er berührt nicht nur seine Ohren, sondern auch mit Speichel seine Zunge. Erst danach öffnen sich die Ohren des Menschen und er kann „richtig“ sprechen. Die Berührung Gottes schärft unser Gehör für die feinen Töne der Liebe und lehrt uns die Sprache der Liebe. Und diese Berührung ist zärtlich und körperlich. Auch heute berührt uns der allmächtige Gott ganz sanft und liebevoll unter dem Zeichen der Sakramente. Bei der Taufe berührt er unsere Ohren und öffnet sie für die leise Stimme des Geistes. In jeder Kommunion berührt Er unsere Zunge ähnlich konkret wie die des Taubstummen. Er führt uns aus der Menge heraus, schenkt uns seine ungeteilte Aufmerksamkeit und kommt uns ganz nah. Wie schon bei der Menschwerdung, passt er sich in den Sakramenten unserer Menschennatur an, um die Nähe herzustellen, die wir brauchen, um von unserem Eingeschlossensein in uns selber geheilt zu werden. Wie der Taubstumme darf ich mich bei der nächsten Kommunion von ihm berühren und heilen lassen.

Gespräch mit Christus: Herr, du bist mitten am Tag immer wieder nah bei mir und berührst mich leise. Öffne mich in dieser Woche für deine stille Gegenwart, damit ich auch im Gedränge des Alltags immer wieder innehalten und deine Liebe spüren darf. Dann ist mein Herz voller Glück.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute bei der Kommunion die Berührung Gottes besonders bewusst wahrnehmen.

Additional Info

  • Untertitel:

    Tägliche Meditationen - 6. September 2015

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