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Montag, 22. Juni 2015

Der Finger in der Wunde

Tägliche Meditationen - 3. Juli 2015

Freitag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Apostel Thomas

P. Bertalan Egervári LC

Joh 20,24-29
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, erleuchte meine Gedanken, damit ich dein Wort besser verstehe. Entzünde mein Herz, damit ich mit immer mehr Liebe lebe. Stärke meinen Willen, damit ich immer die Kraft besitze, dir und deinen Geboten treu zu sein.

Bitte: Lass mich glauben, ohne zu sehen!

1. Thomas war nicht bei ihnen. Ausgerechnet in Abwesenheit des Thomas musste Jesus den Aposteln erscheinen. Vielleicht hatte Thomas einen guten Grund.. Pech gehabt, könnten wir sagen und uns nichts dabei denken. Aber bei Gott gibt es keine Zufälle. Wir können sicher sein, dass Jesus den Moment genau gewählt hat. Eine Folgerung, die wir vielleicht aus diesem Sachverhalt ziehen können, bezieht sich auf die Bedeutung der Gemeinschaft. Der Schrift nach zu urteilen, ist Jesus nach seiner Auferstehung im ganz überwiegenden Teil der Fälle einer Gruppe von Menschen erschienen und nur in Ausnahmefällen einzelnen Personen. Wer der kirchlichen Gemeinschaft fern bleibt, wer wie Thomas nur seinen eigenen Plänen folgt, auch wenn sie völlig legitim sind, wer den Glauben nur privat für sich lebt, läuft Gefahr, das Wirken Christi schlichtweg zu verpassen.

2. Wenn ich nicht sehe, glaube ich nicht. Das ist wenigstens eine klare und ehrliche Aussage. Der Glaube des Thomas ist begrenzt. Er braucht Beweise, er will sehen. Wie oft ist auch unser Glaube schwach, wie oft wünschen auch wir uns wenigstens ein kleines Zeichen, einen Hinweis oder einfach nur Klarheit. Aber der Weg Jesu ist ein anderer. Glaube bedeutet eben nicht schon objektive Gewissheit, sondern vieles bleibt im Dunkeln und erfordert einen gewissen „Sprung ins Ungewisse“, den man aber aufgrund der subjektiven oder inneren Gewissheit bzw. Überzeugung wagen kann. Dabei ist der Glaube nie unvernünftig oder widersprüchlich. Er überflügelt einfach die bloße Vernunft und geht über sie hinaus. Gründe zu glauben, gab es für Thomas genug: Jesus selbst hat seine Auferstehung angekündigt. Alle Apostel, ausnahmslos verlässliche und glaubwürdige Menschen, behaupteten das Gleiche. Auch einige Frauen hatten schon von der Auferstehung gesprochen. Nur Thomas selbst hatte sein Zeichen noch nicht bekommen.

3. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Acht Tage später erreicht dann auch Thomas die große Gnade: Er darf den Auferstandenen sehen und sogar seine Wunden berühren. Eine größere Glaubenshilfe kann es kaum geben. Wir könnten denken, es wäre viel einfacher, wenn Gott alle Menschen diese Erfahrung machen ließe. Aber scheinbar ist Gott der schwierigere Weg lieber. Es muss ein großer Wert darin liegen zu glauben, ohne zu sehen. Sonst würde der Herr mehr Menschen erscheinen und sich zeigen. Vielleicht wissen wir nicht, worin die Seligkeit derer besteht, die nicht sehen und doch glauben. Aber wir dürfen uns sicher sein: Nicht, um uns zu strafen, lässt uns Jesus im Dunkeln, sondern um uns besondere Gnaden zu schenken. Außerdem ist mit dem Glauben scheinbar ein Verdienst verbunden: „Der Gerechte wird aus dem Glauben leben“ (vgl. Gal 3,11).

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, in meinem Leben gibt es oft Situationen, in denen mein Glaube gefordert ist, in denen ich nicht weiter weiß und gerne ein Zeichen von dir hätte. Wenn du mir schon diese Zeichen nicht geben möchtest, so stärke wenigstens meinen Glauben und lass mich den rechten Weg erkennen, damit ich deinen Willen erfüllen und dir nachfolgen kann. Stärke die Gemeinschaft der Kirche und offenbare dich immer mehr Menschen, damit sie ausrufen können: Mein Herr und mein Gott!

Möglicher Vorsatz: Ich möchte dieses Gebet besonders für Menschen mit Glaubenszweifeln aufopfern.

Additional Info

  • Untertitel:

    Tägliche Meditationen - 3. Juli 2015

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