Vom 8. bis 11. September 2025 findet im ApostelHaus Alzgern die Territorialversammlung der Legionäre Christi für West- und Mitteleuropa statt. Sie ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Generalkapitel der Ordensgemeinschaft, das im Januar 2026 in Rom beginnt.
[Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 16. Oktober 2025, 14.00 Uhr.]
Ein weltweites Ereignis im Kleinen
Im Vorfeld des Generalkapitels kommen in jedem der neun Territorien weltweit Legionäre Christi zu sogenannten Territorialversammlungen zusammen. Diese Begegnungen dienen dazu, Rückmeldungen und Impulse für das Generalkapitel zu sammeln und den weltweiten Austausch vorzubereiten.
Für West- und Mitteleuropa bedeutet das konkret: 24 Priester, die in den neun Gemeinschaften in Irland (Dublin), Frankreich (Paris und Bordeaux), Deutschland (Düsseldorf, Königstein, Alzgern), Österreich (Wien), Ungarn (Budapest) und Polen (Krakau) wirken, kommen im ApostelHaus Alzgern zusammen. Die Teilnehmer gehören elf verschiedenen Nationen an.
Aufgaben und Themen
Die Territorialversammlung ist kein „Minikapitel“, sondern erfüllt eine eigene Aufgabe: Sie bietet Raum für Reflexion und Austausch, um dem Generalkapitel in Rom Rückmeldungen aus dem Territorium zu geben. Themen sind vor allem:
- Ausbildung und Formung der Priester
- das konkrete Ordensleben im Alltag
- Berufungspastoral und die Begleitung junger Menschen
- die apostolische Sendung in den verschiedenen Ländern
Tagebuch der Territorialversammlung
Ab dem 8. September berichten wir hier täglich über den Verlauf der Territorialversammlung: Themen des Tages, geistliche Impulse, Eindrücke.
■ Montag, 8. September – Eröffnungstag
Die 24 Teilnehmer haben die gemeinsamen Tage im Gebet begonnen. P. Konstantin Ballestrem LC ermutigte die Mitbrüder in einem Anfangsimpuls, nahe beim Herrn zu sein und ausgehend vom Herzen Jesu zu denken, zu sprechen und zu fühlen. Er lud sie ein, Maria als Lehrmeisterin der Hingabe zu sehen. Das Generalkapitel, dessen Vorbereitung der Territorialversammlung aufgetragen ist, habe letztlich zum Ziel, dass jeder in der Gemeinschaft in seiner frohen und demütigen Hingabe wachsen könne.
Am Nachmittag traten die Priester zu ihren beiden ersten Besprechungen zusammen. Zu Beginn riefen sie gemeinsam den Hl. Geist um seine Hilfe und sein Licht an und sangen den Hymnus „Veni Creator Spiritus“. Im Anschluss legten sie gemeinsam fest, wie sie in diesen Tagen die zahlreichen Themenvorschläge aus den Gemeinschaften aufgreifen würden. Dabei wurden die Themen auf kleine Kommissionen aufgeteilt, die diese in den kommenden Tagen im hörenden Austausch vertiefen und behandeln werden. Dabei geht es unter anderem um den Erneuerungsprozess, das Ordensleben und die Gelübde im Alltag, die Berufungspastoral und die Mission.
■ Dienstag, 9. September
Der Tag begann mit gemeinsamem Gebet und der Eucharistiefeier. In der Predigt lenkte P. Justin Prigge LC den Blick auf das Tagesevangelium, das die Berufung der zwölf Apostel schildert. Als Priester könne uns diese Stelle an die eigene Berufung erinnern, den Ruf Jesu, den wir nicht verdient haben. Als Hirten haben wir die Aufgabe, wachsam zu sein und in Christus tief verwurzelt zu sein, weltliche Denkweisen hingegen abzulegen, wie der Hl. Paulus es in der ersten Lesung der Gemeinde von Kolossä ans Herz legt.
Die inhaltliche Arbeit der Territorialversammlung ist in vollem Gange. Die Teilnehmer haben heute teilweise in Kleingruppen, teilweise im Plenum die verschiedenen Themen vertieft. Es ging dabei auch um den Erneuerungsprozess der Ordensgemeinschaft, der nach dem Tod des Gründers 2008 begann, als sein Doppelleben und sein sehr schwerwiegendes und objektiv unmoralisches Verhalten bekannt wurden. Die Teilnehmer sind der Frage nachgegangen, in welchen Bereichen sich das Leben der Mitglieder erneuert hat und wie die neue Ordensregel und weiteren Dokumente geholfen haben, mit größerem Eifer nach Heiligkeit zu streben. Außerdem wurden verschiedene Aspekte des Gemeinschaftslebens erörtert und wie wir inmitten der pastoralen Aufgaben die gemeinschaftlichen Bande stärken können. Die Mahlzeiten und Pausen zwischen den Besprechungen bieten gute Gelegenheiten für den informellen Austausch, der für die Teilnehmer eine große Bereicherung darstellt.
■ Mittwoch, 10. September
Bei der morgendlichen Eucharistiefeier hat P. Sylvester Heereman LC die Teilnehmer der Territorialversammlung an das grundlegende Ziel der Legionäre Christi erinnert: Gott zu ehren und heilig zu werden. Die Heiligkeit bestehe darin, in Einheit mit dem auferstandenen Christus zu leben. Die Seligpreisungen, die uns das Tagesevangelium in Erinnerung ruft, lassen uns in dieser Einheit wachsen.
Die Besprechungen folgen dem Dreischritt: sehen – urteilen – handeln. Dabei richten die Teilnehmer zunächst ihren Blick auf die aktuelle Situation eines bestimmten Aspektes des Ordenslebens, dann versuchen sie, diesen zu beurteilen und daraus mögliche Handlungsschritte abzuleiten.
Die Teilnehmer sprachen heute vor allem über die Berufungspastoral. Dabei sind sie der Frage nachgegangen, wie die Legionäre Christi heute junge Menschen begleiten können, die ihre Berufung entdecken wollen. Im Austausch ging es darum, welche Voraussetzungen es für eine fruchtbare Berufungspastoral braucht und wie diese verbessert werden können. Die Besprechungen schließen auch an diesem Tag mit der gemeinsamen Anbetung, um im stillen Gebet den Dank, sowie alle Anliegen und Fragen vor den Herrn zu tragen.
■ Donnerstag, 11. September – Abschluss
Am vierten und letzten Tag kamen viele weitere Themen zur Sprache: Wie leben die Legionäre Christi das Gelübde der Armut und auf welche Weise kann der Unterhalt der Ordensniederlassungen sichergestellt werden? Wie kann die bestehende Praxis der Einbindung der Mitglieder in Entscheidungen der Ordensleitung weiter fruchtbar sein? Welche Elemente können einem ausgeglichenen Lebensstil der Mitglieder zuträglich sein? Wie könnte eine Ausbildung der Ordensmitglieder in Praktiken wie dem Heilungs- und Befreiungsgebet etabliert werden? Die Teilnehmer an der Territorialversammlung haben abgestimmt, welche der erarbeiteten Vorschläge an das Generalkapitel weitergeleitet werden.
„Ich habe in diesen Tagen eine Gemeinschaft erfahren, deren Diskussionen eine grundlegende Erneuerung widerspiegeln“, kommentiert P. Rogelio Villegas LC seine Erfahrung in der Territorialversammlung. „Wir haben uns in brüderlicher Atmosphäre und mit großer Freiheit ausgetauscht, um Zeugnis davon zu geben, was Gott in jedem Einzelnen von uns und in unseren Gemeinschaften wirkt … Ich habe gelernt: Je größer die Vielfalt ist, desto mehr müssen wir in Christus geeint bleiben.“
P. Valentin Gögele LC, Territorialdirektor der Legionäre Christi in West- und Mitteleuropa, schaut mit Freude und Dankbarkeit auf die vergangenen Tage zurück: „Ich glaube, diese Tage haben die gewünschten Früchte hervorgebracht. Eine dieser Früchte besteht sicherlich darin, dass jeder der Teilnehmer eine neue Erfahrung davon gemacht hat, was es heißt, den Heiligen Geist und die anderen zu hören.“
Die Besprechungen endeten dort, wo sie begonnen haben: in der gemeinsamen Eucharistiefeier.
Teilnehmer der Territorialversammlung
An der Versammlung nehmen acht Delegierte mit Sitz und Stimme kraft ihres Amtes teil: der Territorialdirektor, die Territorialräte, der Territorialverwalter, der Territorialsekretär und der territoriale Studienpräfekt. Weitere 16 Legionäre Christi nehmen als Delegierte teil, die von den Priestern des Territoriums gewählt wurden.
- P. Todd Arsenault LC – Gewählter Vertreter, Kanada, Gemeinschaft Dublin (Irland)
- P. Alberto Avi LC – Territorialsekretär, Italien, Gemeinschaft Königstein (Deutschland)
- P. Konstantin Ballestrem LC – Territorialvikar, Deutschland, Gemeinschaft Königstein (Deutschland)
- P. Mariano Ballestrem LC – Territorialverwalter, Deutschland, Gemeinschaft Königstein (Deutschland)
- P. Raphael Ballestrem LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Düsseldorf (Deutschland)
- P. Martin Baranowski LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Alzgern (Deutschland)
- P. Benoît Devos LC – Gewählter Vertreter, Belgien, Gemeinschaft Bordeaux (Frankreich)
- P. Klaus Einsle LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Düsseldorf (Deutschland)
- P. George Elsbett LC – Gewählter Vertreter, Kanada, Gemeinschaft Wien (Österreich)
- P. François Garreau LC – Gewählter Vertreter, Frankreich, Gemeinschaft Paris-Boulogne (Frankreich)
- P. Valentin Gögele LC – Territorialdirektor, Italien, Gemeinschaft Königstein (Deutschland)
- P. Agustín Gómez LC – Gewählter Vertreter, Mexiko, Gemeinschaft Krakau (Polen)
- P. Clemens Gutberlet LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Düsseldorf (Deutschland)
- P. Paul Habsburg LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Paris-Auteuil (Frankreich)
- P. Sylvester Heereman LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Düsseldorf (Deutschland)
- P. Raymond Jubinville LC – Gewählter Vertreter, Kanada, Gemeinschaft Bordeaux (Frankreich)
- P. Mariusz Kielbasa LC – Gewählter Vertreter, Polen, Gemeinschaft Krakau (Polen)
- P. Karl Maurer LC – Gewählter Vertreter, Österreich, Gemeinschaft Königstein (Deutschland)
- P. Justin Prigge LC – Territorialrat, USA, Gemeinschaft Budapest (Ungarn)
- P. Joachim Richter LC – Gewählter Vertreter, Deutschland, Gemeinschaft Alzgern (Deutschland)
- P. Georg Rota LC – Territorialrat, Deutschland, Gemeinschaft Wien (Österreich)
- P. Ignacio Rubio LC – Territorialer Studienpräfekt, Spanien, Gemeinschaft Düsseldorf (Deutschland)
- P. Mark Thelen LC – Gewählter Vertreter, USA, Gemeinschaft Wien (Österreich)
- P. Rogelio Villegas LC – Territorialrat, Kolumbien, Gemeinschaft Paris-Boulogne (Frankreich)
Ein Jahr der Vorbereitung
Am 25. Januar 2025, dem Fest der Bekehrung des heiligen Paulus, hatte P. John Connor LC, Generaldirektor der Kongregation, offiziell das nächste Generalkapitel angekündigt. Es wird am 20. Januar 2026 in der Generaldirektion der Legionäre Christi in Rom eröffnet.
Das Jahr der Vorbereitung ist geprägt von geistlicher, pastoraler und gemeinschaftlicher Reflexion. Dabei spielen die Herausforderungen der heutigen Welt ebenso eine Rolle wie die Frage nach der Identität der Legionäre Christi, ihrer Berufungspastoral und ihrer missionarischen Sendung.
Weitere Infos zum Generalkapitel finden Sie hier auf einer eigenen Webseite (auf Spanisch).
Was ist das Generalkapitel?
Das Generalkapitel ist die höchste Autorität innerhalb der Kongregation der Legionäre Christi. Es wird alle sechs Jahre einberufen und ist ein Moment intensiver Gemeinschaft und geistlichen Unterscheidens. Das Kirchenrecht beschreibt es als Zeichen der Einheit in der Liebe: Es soll den Reichtum der Gemeinschaft bewahren, die Mission erneuern und wichtige Entscheidungen für die Zukunft treffen.
Die Aufgaben eines Generalkapitels umfassen:
Wahl des Generaldirektors, seiner Räte und des Generalverwalters (bei einem „elektiven“ Kapitel).
- Prüfung der Situation der Gemeinschaft und Bearbeitung der Impulse aus den Territorialversammlungen.
- Förderung von Erneuerung und Vertiefung des geistlichen Lebens.
- Anpassungen an den Konstitutionen und an nachgeordneten Normen, sofern dies erforderlich ist.
- Setzen von Leitlinien für die kommenden Jahre.
„Das Generalkapitel, das gemäß den Konstitutionen die höchste Autorität im Institut innehat, soll so zusammengesetzt sein, dass es, die ganze Gemeinschaft vertretend, ein echtes Zeichen ihrer Einheit in der Liebe ist. Seine Hauptaufgabe besteht darin, das geistliche Erbe des Instituts zu bewahren, dessen Anpassung und Erneuerung im selben Geist zu fördern, den Generaloberen zu wählen, die wichtigsten Angelegenheiten zu behandeln und Normen zu erlassen, die für alle verbindlich sind.“
(Codex des kanonischen Rechtes, c. 631 § 1).
„Das Generalkapitel, das die gesamte Kongregation vertritt, soll Zeichen und Ausdruck ihrer Einheit in der Liebe sein. Es besitzt die höchste Autorität über die Kongregation, gemäß dem universalen und dem eigenen Recht.“
(Konstitutionen der Legionäre Christi, Nr. 124).
Foto-Album
Weitere Eindrücke von der Territorialversammlung vermittelt unser Foto-Album auf der Online-Plattform „flickr“.
Rückblick: frühere Generalkapitel
Die letzten Generalkapitel fanden 2014, 2018 und 2020 statt.
Wichtige Dokumente aus diesen Kapiteln prägen die Gemeinschaft bis heute, etwa „Schützen und Heilen“ (2020; Link zum Originaltext auf Spanisch) oder „Umkehr und Wiedergutmachung“ (2020). Sie machen deutlich, dass die Kapitel nicht nur verwaltungstechnische Treffen sind, sondern geistliche Wegmarken für die ganze Gemeinschaft.