P. Marcial Maciel – Fragen & Antworten

P. Marcial Maciel ist der historische Gründer der Legionäre Christi und des Regnum Christi, aber nicht Vorbild für unsere Gemeinschaft. Sie finden hier eine Auswahl von Fragen und Antworten zu seiner Person (Stand: 15. August 2025).

Was wir heute zu Pater Marcial Maciel wissen

Marcial Maciel hat schwerste Missbrauchstaten begangen. Die katholische Kirche, die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi und die Föderation des Regnum Christi haben seine Vergehen anerkannt und klar verurteilt. Seit 2009 haben wir – unter der Leitung der Kirche – einen Weg der Erneuerung beschritten. Das heutige Regnum Christi bzw. die Legionäre Christi definieren sich nicht mehr über ihren Gründer, sondern durch ein von der Kirche bestätigtes gemeinsames Charisma. 

Fragen & Antworten

1. Wie war Pater Marcial Maciel?

Marcial Maciel war eine rätselhafte Persönlichkeit.* Viele, die Christus aufrichtig nachfolgen wollten, schlossen sich ihm an. Doch mit der Zeit kam ans Licht, dass er ein Doppelleben führte – im Widerspruch zu den Werten, die er selbst predigte – und dadurch der Kirche, den Legionären Christi, dem Regnum Christi und den Menschen, die ihm vertrauten, großen Schaden zufügte (Erklärung des Generalkapitels 2014).

* Vgl. Interviewband Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit – ein Gespräch mit Peter Seewald, Libreria Editrice Vaticana, 2010.

2. Wie konnte er so lange ein Doppelleben führen?

Pater Maciel verstand es meisterhaft, sein Umfeld zu manipulieren und das Vertrauen sowie die Bewunderung auszunutzen, die er genoss. Ein abgeschottetes Umfeld und die Kontrolle über die Erzählungen halfen ihm, seine Taten zu verbergen – was die Wunden noch vertiefte, als die Wahrheit ans Licht kam.

„Die Aufdeckung der Wahrheit über den Gründer hat bei den Mitgliedern der Legion Überraschung, Verwirrung und tiefen Schmerz ausgelöst.“ (Presseamt des Heiligen Stuhls, 1. Mai 2010).

3. Was ist die Wahrheit über seine Ausbildung und Priesterweihe?

Pater Maciel wurde unter den damaligen Umständen zum Priester geweiht – mit Verfahren und Zeitabläufen, die heutigen Standards nicht entsprechen. Seine Weihe war gültig und wurde von einem Bischof gespendet.

4. Stimmt es, dass er aus dem Seminar ausgeschlossen wurde?

Maciel trat 1936 in Mexiko in ein Seminar ein und besuchte im Laufe der Zeit mehrere. Bekannt ist, dass er aus dem Seminar in Montezuma verwiesen wurde. In den Archiven finden sich jedoch keine Hinweise oder Berichte, dass dies wegen Fehlverhaltens oder unangemessenen Verhaltens geschah – weder dort noch in einem anderen Seminar.

5. Seit wann sind die ersten Übergriffe bekannt?

Ermittlungen haben ergeben, dass die bekannten Fälle sexuellen Missbrauchs durch Pater Maciel bereits in den 1940er-Jahren begannen – in den Anfängen der Kongregation. Diese Erkenntnisse halfen, das Ausmaß des verursachten Schadens besser zu verstehen (vgl. Gesamtbericht 1941–2019 [externer Link, auf Englisch]).

6. Welche Rolle spielte die Kongregation bei der Untersuchung?

Anfangs reagierte man defensiv, und die Vorwürfe wurden nicht rechtzeitig und angemessen aufgegriffen. Das verlängerte das Leiden der Opfer. Seit 2010 werden konkrete Schritte unternommen, um zuzuhören, zu verstehen und Wiedergutmachung zu leisten (vgl. „Radiography of Eight Decades to Eradicate Abuse” [externer Link, auf Englisch]).

7. Warum durfte er trotz der Vorwürfe Leiter der Kongregation bleiben?

In früheren Jahrzehnten – auch während der Apostolischen Visitation 1956-1959 – fehlte es an Bewusstsein, Verständnis und angemessenen Verfahren im Umgang mit solchen Fällen. Die Vorwürfe wurden nicht immer mit der nötigen Tiefe untersucht, sodass Entscheidungen getroffen wurden, die die Opfer (Betroffenen) nicht ausreichend schützten. Diese schmerzliche Erfahrung führte zur Einführung strenger Präventions- und Schutzmaßnahmen, um ähnliche Situationen künftig zu verhindern. Wir arbeiten weiter daran, aus der Vergangenheit zu lernen und sichere Räume, Wahrheit und Gerechtigkeit in den Vordergrund zu stellen.

8. Was ist über seinen Drogenkonsum bekannt?

Anfangs nahm Pater Maciel Medikamente zur Linderung starker Schmerzen, entwickelte jedoch im Laufe der Zeit eine Abhängigkeit von Morphium. Dieser Missbrauch wurde vor vielen verborgen, andere wurden getäuscht. Es gibt keine Beweise, dass er mit Medikamenten oder anderen Substanzen gehandelt hat.

9. Was ist über seinen Umgang mit Geld bekannt?

Als Generaldirektor und oberste Autorität der Kongregation – und als jener, der den Kontakt zu Wohltätern pflegte – konnte Pater Maciel in vielen Bereichen frei entscheiden, auch über Finanzmittel. Das ermöglichte ihm, große Summen ohne Rechenschaft für persönliche Zwecke zu verwenden. Zeugenaussagen belegen, dass er Mittel sowohl für Angelegenheiten der Kongregation als auch für eigene Zwecke nutzte, darunter die Unterstützung seiner geheimen Familien und anderer Einrichtungen.

10. Haben die Legionäre Christi Gelder in Steueroasen verwaltet?

Nein. Die Legionäre Christi haben niemals Geld in Ländern investiert, die als Steueroasen gelten. Zeitweise unterhielt die Kongregation gemeinnützige Organisationen zur Finanzierung der Priesterausbildung in anderen Ländern – stets im Rahmen der geltenden Steuergesetze.

11. Was wurde zur Wiedergutmachung für die Opfer (Betroffenen) getan?

Es wurden Wege des aktiven Zuhörens, des persönlichen und öffentlichen Bitten um Vergebung und der materiellen wie psychologischen Unterstützung etabliert – stets im Respekt vor dem Willen und den individuellen Prozessen der Opfer (Betroffenen). Wir erkennen an, dass nicht alle Opfer (Betroffenen) diesen Weg gehen wollten oder konnten und dass es auch heute noch Betroffene gibt, zu denen kein Kontakt besteht. Wir bleiben offen für Gespräche und für die Suche nach Wiedergutmachung.

12. Welche Präventionsmaßnahmen gibt es heute?

Es gelten klare Präventionsrichtlinien und leicht zugängliche Meldestellen. Eine Kultur des Respekts und der Achtsamkeit wird gefördert. Zudem arbeiten wir mit externen Fachstellen für Schutz und Transparenz zusammen und unterziehen uns Prüfungen unabhängiger Experten. Die Ausbildung unserer Mitglieder vermittelt nicht nur Regeln und Protokolle, sondern auch ein tiefes Bewusstsein für die Würde jedes Menschen und die Notwendigkeit sicherer, gesunder Umfelder.

13. Was hat sich seit Maciels Tod verändert?

Seit 2008 stehen Strukturen der Leitung, Ausübung von Autorität, Ausbildung der Mitglieder, institutionelle Offenheit und die Überprüfung von Normen im Zeichen einer tiefgreifenden Erneuerung unter Leitung des Heiligen Stuhls. Ziel ist Transparenz, Missbrauchsprävention und eine klare Ausrichtung auf Christus als Vorbild (vgl. Mitteilung des Generalkapitels 2014).

14. Welche Rolle spielt Maciel heute in der Kongregation?

Maciel gilt als „historischer Gründer“ der Legionäre Christi, nicht als „Vorbild“. Seine Geschichte mahnt vor den Gefahren des Machtmissbrauchs und der mangelnden Glaubwürdigkeit. Aus diesem schmerzhaften Kapitel haben wir gelernt und richten unseren Blick auf Jesus Christus – das wahre Zentrum und Vorbild unseres Lebens und unserer Mission (vgl. Mitteilung des Generalkapitels 2014). Wir schließen uns der Erklärung des Heiligen Stuhls vom 1. Mai 2010 und den Worten von Papst Franziskus an die Teilnehmer des Generalkapitels der Legionäre Christi sowie an die Generalversammlungen der gottgeweihten Frauen und Laien im Regnum Christi an (Nr. 166).

15. Welche Lehren hat der Erneuerungsprozess gebracht?

Erneuerung ist kein einmaliger Vorgang, sondern eine ständige Verpflichtung. Wir wollen aus der Vergangenheit lernen, die Opfer (Betroffenen) unterstützen und mit Transparenz sowie Treue zum Evangelium leben. Als Teil der Kirche möchten wir Jesus Christus mit Aufrichtigkeit und Demut folgen – im Dienst an seiner Sendung in der Welt.

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