„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker“ (Mt 13,44). Nach der Eröffnungsmesse mit Weihbischof Florian Wörner (wir berichteten) erklärte P. Martin Baranowski LC: „Bei den Christustagen geht es darum, diesen Schatz, der Christus ist, neu zu entdecken, und die Freude des Glaubens zu teilen.“
Neben den Ortspfarrern Florian Rapp und Thomas Balogh und fünf Priestern der Legionäre Christi unterstützten 35 Jugendliche des Regnum Christi und 25 engagierte Pfarrmitglieder die verschiedenen Projekte der Christustage in den sechs Pfarrgemeinden der Oberallgäuer Pfarreiengemeinschaft Grünten im Bistum Augsburg.
Eine lebendige Kirche erfahren
Für das Heilige Jahr 2025 wünschte sich Papst Franziskus eine Kirche der Hoffnung: „Möge unser gläubiges Zeugnis in der Welt ein Sauerteig echter Hoffnung sein, die Verkündigung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (vgl. 2 Petr 3,13), in der wir in Gerechtigkeit und Eintracht zwischen den Völkern leben können und die Erfüllung der Verheißung des Herrn erwarten. Lassen wir uns fortan von der Hoffnung anziehen und lassen wir zu, dass sie durch uns auf jene überspringt, die sich nach ihr sehnen“ (Papst Franziskus, Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr „Spes non confundit“, Nr. 25).
Die Hauptaufgaben der Kirche werden klassischerweise mit den griechischen Worten Martyria (Zeugnis, Verkündigung), Liturgia (Feier, Gottesdienst), Diakonia (praktizierte Nächstenliebe) und Koinonia (Gemeinschaft) beschrieben. Diese Elemente sollten auch bei den Christustagen sichtbar werden
Angebote für alle Altersgruppen
Die Verkündigung fand nicht nur in der Predigt während der Messe statt, sondern vor allem durch das Lebenszeugnis der Gläubigen. Die Jugendlichen machten Hausbesuche, begegneten den Menschen persönlich und luden sie zu den Christustagen ein. Dabei entstanden viele Gespräche, auch mit Fernstehenden, Nichtgläubigen und Kritikern der Kirche.
Das Programm sprach alle Altersgruppen an: Senioren wurden in Altenheimen besucht, für Kinder gab es einen bunten Kindertag und kreatives Osterbasteln. Jugendliche füllten die Escape-Room-Gruppen bis auf den letzten Platz. Auch die Kinoabende mit der Jesus-Serie „The Chosen“ und anschließendem Kahoot-Quiz stießen auf großes Interesse.
Ein besonderes Highlight war der Jugendkinoabend mit dem bewegenden Lebenszeugnis von Philipp Mickenbecker (Real Life Guys) – über 100 Jugendliche und Erwachsene kamen dafür in den Gasthof Hirsch. In den anschließenden Kleingruppen entstanden tiefgehende Glaubensgespräche.
Den Glauben feiern
Durch die tatkräftige Unterstützung der Priester der Legionäre Christi war es möglich, in allen Pfarrgemeinden die gesamte Liturgie des Heiligen Triduums zu feiern Die persönliche Einladung der Jugendliche blieb nicht ohne Frucht: Trotz des vermehrten Angebotes verringerte sich die Zahl der Gottesdienstbesucher nicht: „Schon lange habe ich die Kirche nicht mehr so voll gesehen“ berichteten mehrere Mesner.
In der Osternacht in Rettenberg musste die Kommunion sogar geteilt werden, da die Zahl der Messteilnehmer die Erwartungen bei Weitem übertroffen hatte. Die jugendlichen Gäste gestalteten die Ölbergandacht am Gründonnerstag und unterstützen die sechs Pfarrgemeinden bei der Gestaltung der liturgischen Feiern.
„Die Osternacht und die Predigten haben mich persönlich sehr berührt. Das ganze Programm war so gestaltet, dass man innerlich wirklich in die Tiefe gehen und sich auf die Kar- und Ostertage einlassen konnte. Ich habe gemerkt, wie meine Beziehung zu Jesus in der Zeit voll gewachsen ist“, erklärte ein jugendlicher Missionar.
Versöhnung erfahren
Auch das Beichtangebot wurde dankend angenommen: Die Priester hörten stundenlang Beichte gemäß der Aufforderung von Papst Franziskus für das Heilige Jahr: „Das Sakrament der Buße gibt uns die Gewissheit, dass Gott unsere Sünden vergibt. […] Die sakramentale Vergebung ist nicht nur eine schöne geistliche Chance, sondern ein entscheidender, wesentlicher und unverzichtbarer Schritt für den Glaubensweg eines jeden Menschen. Dort erlauben wir dem Herrn, unsere Sünden zu vernichten, unsere Herzen zu erneuern, uns wiederaufzurichten und uns zu umarmen, und uns sein zärtliches und barmherziges Gesicht zu zeigen. Es gibt in der Tat keinen besseren Weg, Gott kennenzulernen, als sich von ihm versöhnen zu lassen (vgl. 2 Kor 5,20) und seine Vergebung zu erfahren. Verzichten wir also nicht auf die Beichte, sondern entdecken wir wieder neu die Schönheit des Sakraments der Heilung und der Freude, die Schönheit der Vergebung der Sünden!“ (Papst Franziskus, Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr „Spes non confundit“, Nr. 23).
Den Menschen dienen
Bei der Aktion Kilo am Samstagmorgen baten die jugendlichen Missionare in drei lokalen Supermärkten die Kunden, ein Kilo mehr haltbare Lebensmittel einzukaufen, um diese über die Tafel an Bedürftige weiterzuleiten.
„Ich musste mich überwinden, fremde Leute anzusprechen, aber dann hat es mir Freude gemacht, und ich war überrascht, wie viele Spenden zusammenkamen“, erzählte ein Teilnehmer bei der Abschlussrunde. Und ein Helfer der Pfarrei fügt hinzu: „Als die Damen von der Caritas die Spenden von der Aktion Kilo entgegennahmen, da war sie so berührt, das konnte sie gar nicht fassen.“
Gemeinschaft erfahren
Die Gäste teilten nicht nur ihre Glaubensfreude, sondern stauten auch über die Glaubenswege und die Erfahrungen der Pfarrmitglieder, die bei den Mahlzeiten geteilt wurden: Pfr. Florian Rapp erzählte von seinem Weg zum Priestertum als Spätberufener, wie ihn Gott mitten im erfolgreichen Beruf einen neuen Auftrag anvertraute.
Ein Pfarrmitglied berichtete von einer Erfahrung der Nähe und Hilfe Gottes inmitten einer tragischen und seltenen Krankheit, ein jugendlicher Volontär bei Radio Horeb beschrieb, wie ihn eine lebendige katholischen Jugendgruppe zur Erstkommunion und Firmung führte, eine Frau, die erst am Dienstag der Karwoche in die katholische Kirche aufgenommen worden war, ließ die Gäste an verschiedenen Stationen ihres Glaubensweges teilhaben.
Auch untereinander tauschten sich die Missionare aus und reflektierten gemeinsam ihre Erlebnisse: „Die Gemeinschaft hat mir viel gegeben – ich habe mich willkommen und getragen gefühlt“ erklärte ein Teilnehmer.
Fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Pfarrei und Regnum Christi
Die Christustage verstehen sich als eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Glaubensleben sowie den gewachsenen Strukturen der Pfarreien und dem Charisma und der Begeisterung der Jugendlichen des Regnum Christi.
P. Martin Baranowski bei der Abschlussrunde zusammen: „Im Regnum Christi ist unser Ziel, Apostel für den Dienst in der Kirche auszubilden, und in diesen Tagen habe ich erlebt, wie das geschehen kann. Es entsteht eine neue Generation von Aposteln, die eine Kirche zeigt, die sich nicht in sich selbst verschließt, sondern hinausgeht, um mit den Menschen den Schatz des Glaubens zu teilen.“
Tiefe Dankbarkeit
Ortspfarrer Florian Rapp freut sich über die Christustage: „Mit einer tiefen Dankbarkeit darf ich auf die eben zu Ende gegangenen Christustage schauen. Es waren wirklich „Christustage“, wo bei aller Gemeinschaft, bei aller Begegnung und vor allem auch bei der Feier der Gottesdienste in dieser besonderen Woche Christus im Mittelpunkt stand. Es waren Tage, in denen viele Menschen wieder oder auch neu mit unserem katholischen Glauben in Berührung kamen und das auf eine so authentische, strahlende und herzliche Art, mit der die jungen Missionare für unseren Glauben eingestanden sind. Das zeigen mir auch – die in der Kürze der Zeit – schon erhaltenen Rückmeldungen, bei denen viele Menschen wirklich im Herzen berührt worden sind und immer wieder ansprechen, wie sehr sie von den jungen Menschen und ihrem Eintreten für den Glauben angetan waren.
Dankbar all den jungen und überzeugten Missionaren, aber auch den Mitbrüdern für ihren starken Einsatz darf ich und viele Menschen in unserer Pfarreiengemeinschaft auf diese Tage zurückschauen. Jetzt gilt es die Saat, die gelegt ist, durch unser Gebet dem Herrn zu übergeben, dass die Früchte auch aufgehen und wachsen können. Vergelt’s Gott allen die mitgewirkt haben und diese Tage zu Christustagen werden ließen.“
Rückmeldungen der Jugendlichen
„Die Christustage waren für mich eine wertvolle und bewegende Zeit. Besonders beeindruckt hat mich, wie offen wir mit manchen Menschen über den Glauben sprechen konnten – auch wenn uns nicht überall ein Lächeln erwartete. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir an manchen Türen wirklich etwas hinterlassen haben.“
„Mein prägendstes Erlebnis war der Karfreitag und die Osternacht – zwei sehr unterschiedliche, aber tiefgehende Momente. Ich konnte richtig mit Jesus mitfühlen, besonders in der Stille und im Gebet.“
„Viele Personen sind mitgekommen, obwohl sie lange Zeit nicht mehr an die Gottesdienste waren.“
„Viele, die wir besucht haben, tun sich mit dem Glauben schwer, und die noch glaube haben oft Probleme mit der Kirche. Man sieht, dass noch viel zu tun ist, damit der Glaube in diesem Land wieder blüht.“
„Für mich war hilfreich, dass man auch Dinge macht, auf die du nicht immer Lust hast und die Überwindung kosten, aber wo ich sehr gut wachsen kann.“
„Die Christustage haben mich sehr bewegt, besonders die Herzlichkeit der Gastfamilien.“
Rückmeldungen von Mitgliedern der Pfarrei
„Die Jugendlichen hatten im Escape Room viel Spaß bei der Suche nach dem Verräter von Jesus. Nur durch gute Teamarbeit haben das alle Gruppen in der vorgegebenen Zeit geschafft. Es war schön zu sehen, dass sich die Jugendlichen für die Geschichte Jesus interessiert haben.“
„Ich bin begeistert von euch Jugendlichen, mit welchen Engagement ihr reingeht und wie viele Menschen ihr zusammengebracht habt – ein Zeichen dafür, dass ihr die Leute gut angesprochen habt. Danke, dass ihr uns vermittelt, wie man auf Menschen zugehen kann und für den Glauben einzustehen.“
„Die Christustage waren für mich eine große Osterfreude, die mich und hoffentlich sehr viele Menschen in ihrem Glauben belebt und gestärkt haben. Es war wunderbar so vielen junge Christen zu begegnen und ihr Feuer für den Glauben zu sehen.“
„Man konnte richtig sehen und spüren, dass alle Schwung und Begeisterung mitgenommen haben aus den Christustagen.“
„Ich bin begeistert von der Freundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit der Jugendlichen. Man kann spüren, wie der Glaube in ihnen brennt. Und ihr Feuer und ihre Begeisterung wirken ansteckend. Für alle Menschen, die heute schon aktiv sind in unserer PG, ist es eine Bestätigung und ein Vorbild. Und hoffentlich wird es auch Frucht tragen bei vielen Menschen, um den Glauben wieder neu zu entdecken. Die Christustage werden uns noch lange in guter Erinnerung bleiben und sie werden Spuren hinterlassen und als gemeinsames Erlebnis die Gemeinschaft unserer Pfarreiengemeinschaft fester zusammenschweißen.“