Rom, 21. März 2024. Die Legionäre Christi wollen zum 4. Mal in Folge Rechenschaft ablegen über die Verpflichtungen, die sie gegenüber den Betroffenen von sexuellem Missbrauch eingegangen sind, seit die Ordensgemeinschaft vor gut vier Jahren alle Fälle in ihrer Geschichte veröffentlicht hatte. Ein Jahr später, am 22. März 2021, war der I. Jahresbericht „Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung“ veröffentlicht worden, 2022 folgte der II. Jahresbericht, 2023 folgt der III. Jahresbericht.
Es handelt sich somit um den IV. Folgebericht seit 2020, den die Legionäre Christi vor allem mit einem Gefühl der Verantwortung gegenüber den Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch Priester der Kongregation veröffentlichen. Dieses Dokument ist mehr als ein Kompendium von Vorgehensweisen: Es will ein Spiegelbild des Engagements und konkreter Handlungen sein. Dabei konzentrieren sich die Legionäre Christi weiter darauf, den Betroffenen zuzuhören und mehr über ihre Bedürfnisse zu erfahren, damit die Kongregation weiter den Weg der Wiedergutmachung und Gerechtigkeit gehen kann.
IV. Jahresbericht besteht aus vier Teilen
Im Anschluss an eine ausführliche Einleitung, die den aktuellen Jahresbericht in einen größeren thematischen Rahmen stellt, folgt im zweiten Teil eine Bilanz über 18 Jahre unseres Weges zu einer Kultur „Null-Missbrauch“.
Der dritte und umfassendste Teil berichtet über Fortschritte bei der Begleitung, Wiedergutmachung und Unterstützung von Betroffenen, die Weiterverfolgung laufender kanonischer Verfahren, den Umgang mit Vertuschung oder grober Fahrlässigkeit, den Stand der Akkreditierungsverfahren, die Zusammenarbeit mit externen Institutionen und Experten sowie den Stand des Missbrauchs von Autorität und Gewissen.
Hervorzuheben sind hier die Schritte bei der Umsetzung des „Wiedergutmachungs- und Unterstützungsprogramms“, in der Hoffnung, ein wenig Trost zu spenden und die Narbe, die der erlittene Missbrauch hinterlassen hat, auf eine ganzheitlichere Weise zu lindern.
Das Engagement der Legionäre Christi für die Betroffenen ist und bleibt eine Priorität, und deshalb wurden seit 2010 insgesamt 49 Betroffenen Wiedergutmachung und Unterstützung angeboten. Davon wurden 17 Personen im Rahmen des „Wiedergutmachungs- und Unterstützungsprogramms“ betreut, das seit 2022 in Kraft ist. Im Vergleich zum letzten Bericht wurden 6 weitere Betroffene unterstützt. Die Legionäre Christ hoffen, dass dieses Programm auch weiterhin gut angenommen wird, da es allen Gebieten zur Verfügung steht, was uns nicht nur als Leitfaden dient, sondern auch dabei hilft, all diejenigen zu erreichen, die durch sexuellen Missbrauch Schaden erlitten haben. Die Kongregation arbeitet weiter daran, mehr Instrumente für den Umgang mit Beschwerden und Betroffenen zur Verfügung stellen zu können, entweder durch eigene Programme oder durch unabhängige Kanäle.
Einen weiteren wichtigen Punkt stellen die 8 der 10 kanonischen Verfahren dar, die im März 2023 offen waren und die nun abgeschlossen sind. 3 neue Verfahren wurden eingeleitet und sind noch im Gange, entsprechend den Angaben des Dikasteriums für die Glaubenslehre.
Im selben Jahr 2023 hat eine Studienkommission über die gesunde Ausübung der Autorität in der Kongregation ihre Arbeit aufgenommen, um die Frage des Macht- und Gewissensmissbrauchs im kirchlichen Rahmen, in der gegenwärtigen Kultur und in der Geschichte der Kongregation umfassend und systematisch zu behandeln, um konkrete Vorschläge und Maßnahmen zu formulieren.
Der vierte Teil schließlich bezieht sich auf die Verpflichtungen, die wir für die kommenden Jahre eingegangen sind.
Territorium West- und Mitteleuropa / Deutschland und Österreich
■ Gemäß dem IV. Jahresbericht hat es 2023 im Territorium West- und Mitteleuropa keine Anschuldigungen bzw. Anzeigen gegen Ordensmitglieder der Legionäre Christi bzgl. möglicher Fälle von sexualisierter Gewalt oder Missbrauch gegeben.
■ Für Deutschland haben die Legionäre Christi als Priesterkongregation päpstlichen Rechts die Leitlinien und Ordnung der Deutschen Ordensobernkonferenz ratifiziert.
■ In Österreich gelten für uns die Vorgaben der Rahmenordnung der katholischen Kirche der österreichischen Bischofskonferenz.
■ Unsere Präventionsarbeit basiert auf einem institutionellen Schutzkonzept gemäß den kirchlichen Vorgaben. Mit der Ratifizierung der kirchlichen Rahmenordnung und Ordnung ging am 28. Mai 2020 die Verabschiedung der Ordnung zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen in der Arbeit des Regnum Christi und der Legionäre Christi im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland (Präventionsordnung RC/LC – PrävO RC/LC) einher.
■ Diese Präventionsordnung richtet sich an alle Personen, die in den Einrichtungen und Werken des Regnum Christi und der Legionäre Christi mitarbeiten, an ihnen teilnehmen oder betreut werden, insbesondere Schüler der Apostolischen Schule und alle Teilnehmer der Angebote für Kinder und Jugendliche sowie an die Eltern der zuvor genannten. Zur Präventionsordnung gehören eine Selbstauskunftserklärung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, und eine Selbstverpflichtungserklärung (allgemeiner Verhaltenskodex) zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Die Seelsorge von Kindern und Heranwachsenden, somit die Organisation von Veranstaltungen für Minderjährige findet im Regnum Christi im Wesentlichen in und durch die Jugendorganisation der Gemeinschaft, das ECYD statt. Für dieses spezifische Arbeitsgebiet besteht ein eigener Verhaltenskodex. Zu den Präventionsmaßnahmen zählen auch regelmäßige Präventionsschulungen für alle Mitarbeiter und ehrenamtlich Mitarbeitenden in den Bereichen Kinder- und Jugendpastoral. Eine Kopie unserer Präventionsordnung wurde der Kommission für „Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste“, Bereich Pastoral, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz am 20. August 2020 vorgelegt.
Aktualisierte Informationen auf 0abusos.org
Alle aktualisierten Falldaten, Dokumente und Berichte sowie die Kontakte zu institutionellen und unabhängigen Meldestellen finden Sie im Internet auf einer eigenen Webseite, unter: www.0abusos.org.
► Den vollständigen Jahresbericht in deutscher Sprache (Übersetzung aus dem Spanischen) finden Sie hier zum Download als PDF auf unserer Webseite.
► Den vollständigen Jahresbericht in spanischer Sprache (Originalversion) finden Sie hier zum Download als PDF auf unserer Webseite.
► Den vollständigen Jahresbericht in englischer Sprache finden Sie hier zum Download als PDF auf unserer Webseite.
Der Schmerz der Betroffenen
Gemeinsam mit Papst Franziskus wollen die Legionäre Christ erneut zum Ausdruck bringen: „Wenn wir auf die Vergangenheit blicken, ist es nie genug, was wir tun, wenn wir um Verzeihung bitten und versuchen, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Schauen wir in die Zukunft, so wird es nie zu wenig sein, was wir tun können, um eine Kultur ins Leben zu rufen, die in der Lage ist, dass sich solche Situationen nicht nur nicht wiederholen, sondern auch keinen Raum finden, wo sie versteckt überleben könnten. Der Schmerz der Opfer und ihrer Familien ist auch unser Schmerz; deshalb müssen wir dringend noch einmal unsere Anstrengung verstärken, um den Schutz von Minderjährigen und von Erwachsenen in Situationen der Anfälligkeit zu gewährleisten“ (Papst Franziskus, Schreiben an das Volk Gottes, 20. August 2018).
Auch der III. Jahresbericht ist ein Schritt mehr in diese Richtung, von der Papst Franziskus am Ende des Generalkapitels 2020 an die Legionäre Christi und Mitglieder des Regnum Christi spach: „Der Weg der Erneuerung [ist] nicht beendet..., denn ein Mentalitätswandel verlangt in den einzelnen Personen und in einer Institution viel Zeit zur Assimilation, also eine fortwährende Umkehr“ (Papst Franziskus, Ansprache des Heiligen Vaters, übermittelt an die Teilnehmer des Generalkapitels der Legionäre Christi und der Generalversammlungen der Gottgeweihten Frauen und Männer des Regnum Christi, 29. Februar 2020).