Vielen Gästen war wohl die alte volkstümliche Weisheit ins Ohr und Herz gedrungen, die besagt: „Für einen Primizsegen läuft man sich ein paar Schuhsohlen durch“. Jedenfalls kamen die Männer und Frauen, die zum Teil Anfahrten von mehreren Hundert Kilometer in Kauf nahmen, am 5. August nach Würzburg in den Karmel Himmelspforten, um dort aus der Hand des mexikanischen Priester Carlos Martínez Teuscher den Primizsegen zu erhalten. Normalerweise ist die kleine Klosterkirche für 120 Leute ausgelegt und so musste man schon sehr eng zusammenrücken, damit alle Gäste Platz finden konnten.
Der am 13. Dezember 2014 in Rom geweihte mexikanische Priester der Legionäre Christi, Pater Carlos ist vielen Menschen in Deutschland durch seine Besuche und seine Begleitung von Pater Bennet Thierney bekannt geworden. Von 2009 bis 2012 hat er hier sein apostolisches Praktikum an der Seite von Pater Bennet geleistet. Dazu gehörten auch regelmäßig Einsätze für die Medical Mission, bei der Pater Bennet mit einem Team von Ärzten, Krankenpflegern und Seelsorgern Bedürftige und Arme im Süden Mexikos medizinisch und seelsorglich betreut.
In seiner Predigt zur Primiz ging Pater Carlos auf seine Berufungsgeschichte ein. In seiner Jugendzeit fühlte sich Pater Carlos zeitweise sehr weit weg von Gott, umso überraschender traf ihn der Ruf Christi: „Meine Mutter hat sich immer sehr in der Pfarrei engagiert, half Armen und Kranken. Als sie mich eines Tages um Hilfe bat, meinte ich in meiner jugendlichen Besserwisserei: „Mama, entspann dich, was soll all der Stress? Wenn du keine Zeit hast, dann sag es doch einfach und dann musst du nicht mehr so viel tun.“ Da packte sie mich fest am Arm und sagte: „Carlos, Gott war immer für mich da! Soll ich Ihm heute sagen, ich hätte keine Zeit für Seine Anliegen?“
Diese Erfahrungen arbeiteten in dem heute 34-Jährigen und eines Tages begleitete er einen Freund zu einem Einkehrtag ins Noviziat der Legionäre Christi nach Monterrey. Eigentlich nur, um abends in dieser Großstadt noch etwas zu erleben, wie Pater Carlos zugibt. Im Noviziat sei er aber auf eine Gemeinschaft junger Männer mit einer solchen Ausstrahlung und Freundlichkeit getroffen, die er bis dahin nicht kannte. „Ich dachte, die strengen sich nur heute an, weil Gäste da sind. Aber wann immer ich wiederkehrte, begegneten sie mir auf diese Weise und ich erkannte, dass sie wirklich versuchten, die Liebe Christi zu leben und zu teilen.“ So sei in ihm eine tiefe Sehnsucht im Herzen angelegt worden, es ihnen gleich tun zu können. „In dieser Sehnsucht bin ich schließlich selbst der Liebe Gottes begegnet, denn Er ließ mich erfahren, wie sehr Er sich nach Einheit mit mir sehnte. Ich antwortete Ihm mit meinem Eintritt in das Ordensleben und Er führte mich treu all die Jahre bis zum Priestertum.“
Vor der eigentlichen Primizfeier stellte P. Anton Vogelsang, LC in einer Katechese noch das alttestamentliche Priestertum und seine Grundlagen dem neuen Priestertum, das uns durch Jesus Christus geschenkt wurde, gegenüber.