Mittwoch, 1. August 2012

Menschliche Unversöhnlichkeit und die Barmherzigkeit eines Heiligen

Tägliche Meditationen - 16. August 2012
Donnerstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

Hl. Stephan, König von Ungarn
Hl. Theodor, Bischof

P. Steven Reilly LC

Mt 18,21-19,1
Petrus trat zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.

Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.

Einführendes Gebet: Herr und Gott, ich glaube an deine Anwesenheit hier bei mir wenn ich jetzt diesen Moment des Gebetes beginne. Ich hoffe auf dich. Ich weiß, dass du immer auf mich achtgeben wirst. Ich möchte, dass diese Zeit mit dir ein Zeichen meiner Liebe zu dir sein soll. Dir möchte ich eine Freude machen, ohne dabei geistlichen Trost für mich zu erwarten.

Bitte: Herr, verleih mir ein vergebendes Herz!

1. Menschliche Unbarmherzigkeit. „Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist.“ Das Evangelium gibt hier ein erschreckendes Beispiel menschlicher Unbarmherzigkeit. Die Geschichte gibt uns ein weiteres: Karl Fritzsch, Lagerkommandant von Auschwitz, beschloss ein grausames Exempel zu statuieren, um die Gefangenen von Ausbruchsversuchen abzuhalten. Zehn Männer aus Block 13 werden ausgesondert und zum Hungertod verdammt. Wenn wegen eines Ausbruchsversuchs Unschuldige sterben müssen, würde doch sicher jeder Gedanke an Flucht im Keim erstickt werden. In unserem Evangelium ärgert sich der Herr über die Unbarmherzigkeit seines Dieners. Wir können nur mutmaßen, wie groß der Ärger des Herrn über die Unbarmherzigkeit eines Ortes wie Auschwitz war, den Papst Benedikt „einen Ort des Schreckens“ und „nie da gewesener Massenverbrechen“ genannt hat (28. Mai 2006). Wir wollen unser Herz vom Übel der Unbarmherzigkeit befreien, die solches Elend über unsere eigene Seele bringt.

2. Der heilige Maximilian tritt vor. Gottes Antwort an Petrus in diesem Evangelium, „nicht siebenmal sondern siebenundsiebzigmal“ zu vergeben, weist auf eine heldenhaft gelebte Tugend der Nächstenliebe und Vergebung hin. Tatsächlich ist uns ein Beispiel solcher Liebe geschenkt worden: Der hl. Maximilian Kolbe. Er war nicht unter den zehn ausgewählten Opfern des Kommandanten. Die anderen, die es nicht getroffen hatte, werden sicherlich vernehmlich aufgeatmet haben. Der hl. Maximilian aber trat vor und bot an, an die Stelle des ausgewählten Franciszek Gajowniczek zu treten, den die Sorge um seine Familie zu einem verzweifelten Aufschrei veranlasst hatte. Wir können nur verwundert den Kopf darüber schütteln, dass die Flamme der Liebe an diesem „Ort des Schreckens“ so hell brennen konnte.

3. Das Kreuz ist der Maßstab. Das Beispiel der Heiligen fordert uns heraus. Sie geben uns kein „übermenschliches“ Beispiel, sondern bezeugen nur, wozu Männer und Frauen fähig sind, wenn sie die Gnade Gottes in ihren Herzen wirken lassen. Auch uns bieten sich immer wieder Gelegenheiten, ein tugendhafteres Leben zu führen, aber oft genug lassen wir die Dinge zu sehr schleifen. Als Petrus fragte, ob man siebenmal vergeben müsse, war er schon sehr großzügig. Aber die „siebenundsiebzigmal“, von denen Jesus spricht, sind der Maßstab des Kreuzes, des Symbols der unendlichen Liebe und Vergebung Gottes. Heilige wie Maximilian Kolbe haben das begriffen. Wir wollen es heute versuchen, im Großen wie im Kleinen.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich kann nur staunen über dein Wirken durch die Seele des hl. Maximilian Kolbe. Du hast es ihm möglich gemacht, sein Leben für das eines anderen hinzugeben, so wie du es in deiner selbstaufopfernden Liebe getan hast. Hilf auch mir, von ganzem Herzen diesen Weg der Liebe und der Vergebung zu gehen.

Vorsatz: Ich will sofort alles vergeben, was mir heute Unrechtes geschieht, und ich will versuchen, mich im Verborgenen für einen anderen aufzuopfern.

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    Tägliche Meditationen - 16. August 2012
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